Smart-Home Systeme sind in aller Munde - ob zur smarten Steuerung des Lichts, der Heizung, der Audio-Anlage oder der Alarmanlage, es gibt nichts was sich nicht auf irgendeine Weise in einem Smart-Home System einbinden lassen würde. Folglich hat sich eine Vielzahl von Herstellern darangemacht, entsprechende Lösungen zu entwickeln und im Markt zu platzieren. Beispielsweise Amazon in Form des Alexa-Ökosystems, Google mit Home oder Apple mit dem HomeKit Ökosystem. Handelt es sich im Falle der bisher genannten Hersteller mehrheitlich um US-Amerikanische Firmen, so gibt es entsprechende Systeme auch aus deutscher Hand, beispielsweise aus dem Hause der Telekom oder dem Anbieter eQ-3. Auf Grund der Vielzahl von Systemen sehen wir es an der Zeit, auch eine entsprechende Kategorie im Review-Center zu schaffen und können dank Unterstützung von eQ-3 heute mit dem ersten Review beginnen.
Von eQ-3 wurde uns freundlicher Weise ein Homematic IP Starter Set Licht zur Verfügung gestellt. Im heutigen Review möchten wir daher das Homematic IP Ökosystem und die gebotenen Möglichkeiten darstellen und auch auf die Usability des Systems eingehen.
Vorab jedoch ein kurzer Exkurs zum Thema Homematic: Homematic war eines der ersten Systeme, welches sich mit der Heimautomatisierung für den Privatanwender auseinandergesetzt hat. Lange bevor Google, Amazon und Co. mit entsprechenden Produkten auf den Markt kamen war die ELV-Gruppe mit der Marke eQ-3 aktiv und bot entsprechende Produkte an, welche primär über den eigenen Webshop unter www.elv.de im deutschsprachigen Raum vertrieben wurden.
Das grundlegende Homematic-Protokoll basiert, anders als beispielsweise verkabelte KNX-Systeme, auf einem Funkprotokoll namens BidCoS. Dieses wurde primär von eQ-3 entwickelt und arbeitet im Falle von Homematic im 868 MHz Band (genauer bei 868,3 MHz, Achtung: Geräte dürfen in diesem Frequenzband laut Bundesnetzagentur nur 1% einer Stunde, also effektiv 36 Sekunden, aktiv senden. Dies stellt grundlegend kein Problem dar, da die Funksignale üblicherweise wesentlich kürzer sind. Kann jedoch in großen Systemen manchmal die Funktion der CCU2 einschränken. eQ-3 beschreibt dies als Duty Cycle und erklärt dies noch einmal auf der Herstellerwebsite). Bei BidCoS (Bidirectional Communication Standard) handelt es sich, wie der ausgeschriebene Namen schon vermuten lässt, um ein bidirektionales Protokoll, bei dem sowohl die Sende-Station, als auch die Empfangsstation Signale senden und empfangen können. Sendet die Homematic CCU also ein Signal, kann dies von einem Aktor, beispielsweise einer Steckdose empfangen und durch ein entsprechendes Rücksignal bestätigt werden. Auf Basis dessen, weiß die Basis immer in welchem Status sich die Aktoren (also die Geräte die eine Aktion ausführen, beispielsweise eine Steckdose) gerade befinden oder kennt auch die Datenwerte der Sensoren (also Geräten die entsprechende Messwerte wie z.B. die Temperatur ermitteln). Grundlegend könnte man das Protokoll also mit einem TCP-Paket vergleichen: Der Eingang von gesendeten Daten wird durch eine kurze Meldung bestätigt. Sollte die Bestätigung ausbleiben, kann das Signal entweder erneut gesendet werden oder ein entsprechender Fehlerzustand erreicht werden. Zur Verschlüsselung lässt sich zusätzlich eine AES Verschlüsselung aktivieren und so verhindern, dass Dritte entsprechend die Geräte ansteuern können. Entsprechende Signale müssen dann authentisiert/verschlüsselt sein, sonst werden sie verworfen und nicht ausgeführt.
Auf Basis dieses Funkprotokolls wurde das grundlegende Homematic Ökosystem umgesetzt. So dass nach und nach verschiedene Sender, Aktoren und die Basiseinheit CCU bzw. CCU2 auf den Markt kamen. Auch durch eine Homematic Wired Variante wurde das System erweitert, um auch diesen festverkabelten Markt abdecken zu können, welcher bisher weitestgehend von KNX oder FS20-Systemen abgedeckt wurde. Großer Vorteil dabei: Durch das Zusammenspiel von Funk und Wired lässt sich hier eine große Flexibilität erreichen. Muss man bei KNX überall einen entsprechenden Datenbus haben, wenn man das System einsetzen will, kann man bei Homematic noch auf Funkaktoren und Sensoren (diese können sogar batteriebetrieben sein) setzen und so sein Gebäude intelligent und kosteneffektiv vernetzen.
Die Homematic Umsetzung steht und fällt jedoch mit der entsprechenden Basiseinheit (CCU) - bis heute gibt es für das normale Homematic keine App seitens eQ-3. Stattdessen wird alles auf einer entsprechenden Weboberfläche konfiguriert und automatisiert. Diese CCU lässt sich dabei entweder direkt fertig montiert oder als Bausatz über ELV beziehen. Alternativ bietet der Hersteller seit geraumer Zeit auch eine OpenSource-Variante an (OCCU) welche beispielsweise auf einem Raspberry Pi mit entsprechenden Funkmodul und Software (RaspberryMatic) genutzt werden kann. Die Variante per Raspberry ist dabei zwar etwas komplizierter, jedoch oftmals schneller als die originale CCU2, da die zugrundeliegende Hardware des Raspberry leistungsfähiger ist.
Häufiges Problem von älteren Heimautomatisierungs-Systemen ist jedoch die Konfiguration und das Aufbauen durch einen Laien - mögen IT-affine Personen hier noch kein Problem haben, Programme, Verknüpfungen und Automatisierungs-Scripte zu erstellen, so sieht dies bei einem normalen Heimanwender häufig anders aus. Aus diesem Grund konnten sich derartige, meist etwas ältere Systeme, beim Kunden selten durchsetzen, da die Einstiegshürde trotz guter Anleitung und entsprechenden Handbüchern zu hoch lag. Dieser Hürde gehen aktuellere Lösungen jedoch entgegen: Neue Lösungen von Amazon, Google, Apple und auch der Telekom setzen auf eine Art Plug&Play. Alles wird per App bedient, welche simpel und einfach zu bedienen ist und im Idealfall noch die verschiedenen Smart-Home Systeme der Hersteller zu einem einzigen vereint.
Natürlich kam auch eQ-3 nicht gegen diesen Trend an, so dass eine neue Produktwelt geschaffen wurde. Diese wurde seitens eQ-3, etwas verwirrend, als Homematic-IP im Markt platziert. Grundlegend bestehen jedoch, außer der Funkverbindung auf 868,3 MHz, kaum noch direkte Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Varianten. Anders als Homematic setzt Homematic IP dabei verstärkt auf die Cloud. Statt einer CCU wird nur noch ein simpler Access-Point benötigt, der sich dann mit der Cloud verbindet. Die Konfiguration erfolgt nicht in einer Weboberfläche, sondern direkt in einer Smartphone-App. In Folge dessen wird die Bedienung zwar einfacher, der Funktionsumfang und die möglichen Lösungen werden jedoch gegenüber einer CCU-basierten Lösung etwas eingeschränkt. Statt auf BidCoS setzt Homematic IP, wie der Name vermuten lässt, auf das standardisierte IPv6 Protokoll. Dabei setzt eQ-3, wie bei BidCoS auf eine bidirektionale Verbindung, so dass hier der Funktionsumfang ähnlich ist, jedoch anders umgesetzt wurde. Anders als bei BidCoS und Homematic ist die AES-Verschlüsselung dabei nicht optional aktiv, sondern wird dauerhaft und für jeden Aktor und Sensor aktiviert.
Wie die Vermutung nahe legt lassen sich bestehende Homematic-Komponenten nicht in eine Homematic IP Installation integrieren, da der neue Access Point das alte Funkprotokoll nicht kennt. Anders sieht es im Falle einer bestehenden Homematic Installation auf Basis der CCU2 aus - hier wird durch ein Update die Homematic IP-Funktionalität aktiviert und das Einbinden von Homematic IP-Geräten in die Homematic Welt ermöglicht. War dies anfangs noch ein Problem, da der Funktionsumfang von Homematic IP gegenüber Homematic kleiner war (die Anzahl an verfügbaren Aktoren und Sensoren war schlichtweg geringer), wird dies mittlerweile Stück für Stück ausgeglichen, in dem immer wieder neue Geräte für das Homematic Ökosystem vorgestellt werden.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Nutzer die die volle Flexibilität, viele Komponenten und eine volle Verfügungsgewalt über ihre Heimautomatisierung haben wollen besser zum bestehenden Homematic greifen sollten, da dies in keiner Weise auf eine Cloudanbindung angewiesen ist und so beispielsweise auch ohne Internet im Ferienhaus funktioniert. Nutzer die jedoch weniger programmieren und basteln wollen sollten jedoch zum neueren Homematic IP-System greifen, da dies out-of-the-box einfacher zu verwalten und einzurichten ist. Jedoch grundlegende auch für kleinere Systeme konzipiert wurde. Das FAQ auf der Website von eQ-3 stellt dabei zusätzlich noch weitere wichtige Punkte klar. Die Einrichtung des Systems und die benötigten Grundkomponenten wollen wir auf den nächsten Seiten vorstellen.